Stand: 15.11.2023
© Copyright Roland Fromme
Laufbericht: Amsterdam-Marathon 16. Okt. 2005
Um möglichst viel von der Stadt Amsterdam zu sehen, ging es schon am Freitag Richtung
Holland. Mit dem Auto von Kiel in rund 6,5 Stunden (580km). Unser Hotel lag am Stadtrand in
der Gemeinde Zaandam direkt an einem Bahnhof für Nahverkehrszüge. Dank moderner
Navigation fanden wir das Hotel ohne Umwege. Dort parkten wir unser Auto die nächsten 4 Tage
und begannen sogleich erste Eindrücke von Amsterdam zu sammeln. Das Wetter war sehr
freundlich und blieb es auch durchweg. Im Gegensatz zu den Stadthotels im Zentrum war unsere
Unterkunft ruhig und sehr sauber. In der Innenstadt herrschte sehr reges Treiben, wobei
insbesondere die Gruppen männlicher Urlauber akustisch unangenehm auffällig waren. Ein paar
Straßen weg von der zentralen Achse zwischen dem schönen Bahnhof und dem „DAM“ im
Herzen Amsterdams war das Leben schon viel normaler, d.h. weniger exzessiv.
Nach dem ersten Nudeltermin bei einem der vielen Italiener fuhren wir zurück. Es blieb ja noch
genug Zeit für die Stadt.
Am Samstag begannen wir den Tag bewusst ruhig und frei von Termindruck. So gegen 11 Uhr
fuhren wir mit dem Zug und dann mit der Metro in Richtung Sporthallen Zuid nahe dem
Olympiastadion. Die Startnummernausgabe klappte gut, das T-Shirt hatte „überraschenderweise“
eine orange Färbung und auch die Nachmeldung für den 10 km-Lauf lief reibungslos. Es folgte
eine muskelschonende Grachtenfahrt und noch kurze Passagen zum nächsten Italiener. Die
Nudelparty der Messe kann nicht empfohlen werden, da dort 12,50€ verlangt werden. In der Stadt
zahlten wir die Hälfte. Der Abend vor dem Rennen bedarf eigentlicher keiner Worte. Es ist wie
immer: packen, suchen, überlegen, trinken und trinken und dann unruhig schlafen, aber
Hauptsache liegen.
Am Sonntag hatten wir keine Probleme Sitzplätze in den Zügen zu bekommen, die Mehrzahl reist
wohl aus dem Zentrum an. Da der Halbmarathon erst um 14:30Uhr startet, verteilt sich die
Läuferschar ohnehin. Es starteten rund 3500 Läufer über 10km auf einer Extrastrecke rund 25
Minuten nach dem Marathon. Der Marathon wurde im Olympiastadion um Punkt 11Uhr gestartet
und war gut organisiert, so dass ich auch meinen Startblock gut erreichen konnte. Die Schlangen
vor den Toiletten sind normal, waren aber nicht überlang, im Vergleich gab es relativ viele
„Möglichkeiten“. Ohne Probleme ging es dann aus dem Stadion heraus, wobei eine Runde von
ca. 7km gelaufen wurde. Dabei ging es u.a. am Reichsmuseum vorbei und durch den großen
Vondelpark, dessen Parkweg übrigens komplett abgesperrt worden war. Dann wurden die 5700
Marathonis erneut in das Stadion geführt, um noch einmal angefeuert zu werden. Es blieben nun
nur noch 35km an einem sehr sonnigen Tag um die Mittagszeit.
Zur Unterstützung traten vereinzelt Sambabands auf, andere musikalische Unterstützung war
Fehlanzeige. Nach etwas Stadtlauf auf breiten Wegen, ging es an einer Mühle vorbei Richtung
dem breiten Flusslauf der Amstel. In dieser Naturlandschaft sah man auf der anderen Uferseite
die „Schnellen“, die bereits mindestens 8km Vorsprung hatten. Schade nur, dass in dieser
Landschaft kein Schatten war und auch anschließend ab Km 28 gab es keine Schatten. Nach rund
30km spürte man die Konsequenzen. Obwohl ich an jedem Stand 2 Becher trank nahm mein
Durstgefühl zu. Das Powergel wirkte auch nicht spürbar, so dass ich spätestens in dem sehr
eintönigen Industriegebiet bis km 35 Probleme bekam. Meine Zielzeit war zwar noch möglich,
wurde aber immer unwahrscheinlicher. Nun erreichten wir die äußere Innenstadt, wo es alle paar
hundert Meter etwas auf und ab ging (Grachten) und teilweise sogar eine Unterführung entlang.
Jetzt wurde deutlich, dass ich den Flüssigkeitsverlust nicht genug ausgeglichen hatte. Der
Schweiß rannte mir weiterhin kontinuierlich über das Gesicht, Getränkestände gab es aber nur(!)
alle 5km. Besonders schwierig ist der Abschnitt zwischen 35 und 41km, da dort keine
Versorgung ist und eine Vielzahl Läufer mit Gehintervallen begannen oder deutlich ernstere
Probleme bekamen. Meine Oberschenkel schmerzten und die Schritte wurden kürzer. Das Wasser
bei km 41 konnte daran nichts mehr ändern. Ich wusste, dass eine Bestzeit nicht drin war und
freute mich auf Birgit, die vor dem Stadion sein wollte. Die Powerschneckenjacke zu übersehen
ist kaum möglich, noch ein Foto und dann ab ins Stadion, wäre da nicht auf unebenen Grund
plötzlich noch eine Krampfattacke gewesen. Also noch mal 15 Sekunden und dann ganz ruhig
Richtung Ziel. Am Ende waren es 3h34 Minuten, nicht schlecht, aber es war mehr möglich. In
diesen Momenten überwiegt die Freude gesund im Ziel zu sein und es wieder einmal geschafft zu
haben. Die Nachversorgung war sehr lobenswert, die Schmerzen schnell vergessen und der Blick
nach vorne gerichtet. Ich freute mich bereits auf die beiden weiteren Tage in Amsterdam und sah
einem entspannten Abend entgegen.
Mein Tipp: Die ersten 7 Km ruhig langsam angehen, die letzte Phase ist sehr substanzfordernd,
zumal es dann schon rund 14Uhr ist. Die Versorgungspunkte sind relativ klein und kompakt. Die
Abfolge: Elektrolyt, Wasser, Banane, Schwamm ist sehr dicht, so dass man „laufend“ nicht alles
mitnehmen kann.